J. Kreiml u.a. (Hg.): Hausmadonnen und Mariendarstellungen in den Strassen von Regensburg

Cover
Title
Hausmadonnen und Mariendarstellungen in den Strassen von Regensburg.


Editor(s)
Kreiml, Josef; Baumann, Maria; Dittrich, Achim
Series
Regensburger Marrianische Beiträge
Published
Regensburg 2022f: Verlag Pustet
Extent
312 S.
by
David Neuhold

Ein schönes, reich bebildertes Buch wird uns hier dargeboten, dass seinerseits die (körperliche) Schönheit im Titel trägt. Es gibt einen gewichtigen Strang katholischer Tradition und Spiritualität, welcher die «Schönheit» auf die Gottesmutter überträgt und superlativisch verwendet. Gerade die barock-katholische Tradition (S. 31f, 57f, 73f, 126f), aber auch das «marianische Jahrhundert» von 1830–1950 (S. 33f, 74f) legen, gotische Vorbilder rezipierend, in ihrer Sinnlichkeit wert auf eine ganz bestimmte Form von «Demonstrativität»: Gesten des Zeigens sind dabei zentral. Das kommt in vorliegendem Band deutlich zum Vorschein – das Zeigen wird gleichsam repetiert. Dabei verschränken sich, für die Stadt Regensburg abgegrenzt, im Band kunsthistorische, kulturelle, touristische mit theologischen und marianischen Ausführungen, Erklärungen und Überlegungen. Dem aus dem Sortiment von Friedrich Pustet stammenden Buch lässt dies zu einem zugleich interdisziplinären wie einem regional- und stadthistorischen Œuvre in handlicher Softcover-Ausführung werden. Zuallerst ist das Buch eine Einladung, diese bayrische Stadt an der Donau zu besuchen – nicht zuletzt die «Pustet-Villen» zu Beginn der Kumpfmühler Strasse wegen, wo sich Hausmadonnen befinden (S. 148–151).

Zusammen mit der ausfaltbaren Karte der Regensburger Innenstadt zu Beginn und am Schluss des Bandes, d.h. im Umschlag integriert, stellen die kurz kommentierten Hausmadonnen mitsamt trefflichen Abbildungen, beginnend mit S. 83, den eindrücklichen Hauptteil des Buches dar. Die Objekte sind durchnummeriert und können auf der Karte leicht gefunden werden. Würde sich eine Smartphon-Applikation hier nicht geradezu anbieten? Es sind 72 Bildwerke, die sorgfältig vorgestellt werden, nachdem von der Herausgeberin, den Herausgebern und Adolfine Treiber (S. 61ff) hinführende Passagen in diesem 3. Band der Reihe Regensburger Marianische Studien geboten wurden. Den Abbildungen folgen ein wichtiges Glossar (z.B. zu «Maphorion» als Marienschleier und Grundlage des «Schutzmantels» oder Maria «Hodegetria» als die Wegweiserin des Heils) sowie ein Autorenverzeichnis. Stichwort- und Personenregister gibt es nicht.

Neben den «Patrona Bavariae»-Darstellungen (schon am Titelblatt) stechen beim ersten Durchblättern v.a. Bildwerk 23 (thronende «byzantinische» Madonna von 1982), Bildwerk 27 (eine Holzschnitzfigur aus 1981 – mit eher «trauriger, herber» Schönheit?!), Bildwerk 45 («Hohes Kreuz», doppelseitiges 500-jähriges Hochkreuz aus Stein mit einer Mondsichelmadonna auf einer Seite des Kreuzes, dem Cruzifixus gegenüber), Bildwerk 52 (moderne, reduktionistische Marien-Silhouette aus 2018, vergoldet und zugleich das jüngste Bildwerk im Band) sowie Bildwerk 70 (neobarockes Giebel-Stuckrelief der Gottesmutter von Anfang des 20. Jahrhunderts) hervor. Damit sei die bunte Palette der Darstellungen respektive Objekte nur angedeutet und zugleich Lust auf mehr gemacht!

Kreativ und aussagekräftig ist ein danach getätigter «Seitenblick» auf «verschwundene Madonnen» im öffentlichen Raum (S. 255f). Damit kommt die Geschichtlichkeit sowie «Vergänglichkeit» der Bildwerke nochmals stärker ins Bewusstsein. Dass der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, das Buch tatkräftig unterstützt hat (vgl. abgedruckt sind Geleitwort und Predigt), könnte als Auftrag gesehen werden, es an anderen Orten, auch hier in der Schweiz, gleichzutun und sich auf die Suche nach kleinen theologisch-relevanten und aussagekräftigen Orten zu machen. Symbole im öffentlichen Raum sind von nicht zu unterschätzender Bedeutung, seien sie nun in erster Linie religiös oder politisch bzw. wirtschaftlich orientiert. In einer pluralen, vielfältigen Gesellschaft kommen dabei viele Stempelkissen zum Einsatz. Es wäre für viele ein Verlust, wenn die «Die Schönste von allen» sowie ihr Kind hier fehlen würden. In der Fribourger Unterstadt ist jüngst eine Marienstatue nebst dem Anna-Brunnen «verschwunden» bzw. (zwischenzeitlich) ersetzt worden.

Zitierweise:
Neuhold, David: Rezension zu: Kreiml, Josef; Baumann, Maria; Dittrich, Achim (Hg.): «Die Schönste von allen». Hausmadonnen und Mariendarstellungen in den Strassen von Regensburg (Regensburger Marrianische Beiträge 3), Regensburg 2022. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 116, 2022, S. 495-496. Online: https://doi.org/10.24894/2673-3641.00127.

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